Hansruedi Stahel – Meine liebste Kiddy
Briefe vom Jakobsweg
Briefe vom Jakobsweg
Noch sechzehn Kilometer bis Roncesvalles. Am Horizont türmten sich dunkle Wolkenberge auf. Der Wind pfiff mir plötzlich kalt um die Ohren. Ich war allein, der Schnee weich und der Weg mühsam. Langsam wurde es dunkel. Der Weg war nun schwer zu finden. Irgendwo sollte die Landesgrenze sein und dort verlief gemäß dem Pilgerführer auch die Hauptwasserscheide der Pyrenäen. Man wechselte vom atlantischen zum mediterranen Einzugsgebiet. Mediterran? Ich hatte das Gefühl, kurz vor dem Nordpol zu stehen! Irgendwo im Nebel befindet sich hier die Passhöhe vom Cisa-Pass, 1300 Höhenmeter über St-Jean-Pied-de-Port.
Hansruedi Stahel bereichert mit diesem Pilgertagebuch die umfangreiche Literatur, die seit dem Aufschwung des Jakobpilgerns entstanden ist. In den 32 Briefen, am Abend jedes Pilgertags in einer Herberge an seine Frau geschrieben, spürt der Leser auf Schritt und Tritt, dass der Verfasser, auch wenn er das Pensionsalter schon überschritten hat, ein trainierter Ausdauersportler ist. Das Buch hat die Qualität eines Breviers, im Sinne von etwas sinnlich Religiösem und auch weltlich Praktischem. Dadurch erzielt es eine Spannung vom ersten bis zum letzten Brief. Diese sind mit Eloquenz im Umgang mit der Sprache abgefasst. Inhaltlich vermögen die Briefe zu fesseln, weil sie das Erlebnis des Pilgerns in vielen Facetten, von begeistert bis betrübt, wiedergeben. Der Aufbau des Buches ermöglicht es, eine gehaltvolle Pilgerreise in täglichen Etappen, oder wie es mir ergangen ist, das Pilgerabenteuer im Lehnstuhl ohne Unterbruch nachdenklich zu geniessen. Armin Giger, Lehrer und Wanderer auf Jakobswegen.
«In Gedanken bin ich mitgewandert, durfte ich mitwandern, und dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Weiterhin «Buen Camino»!»
Katja Schmitter, Vallamond-Dessus, Lektorin
CHF 34.80